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Interview mit Lorraine Usher, Distriktsekretärin der australischen CFMEU

1 June, 2011

Mit welchen Problemen sehen sich Frauen in der CFMEU konfrontiert?

In den Branchen Bergbau, Energie und Petrochemie ist der Anteil der Frauen an den Belegschaften sehr niedrig, das gilt besonders für New South Wales. In einer männerdominierten Arbeitsumgebung ist es besonders schwierig, Frauen dazu zu motivieren, in diesen Sektoren Jobs anzunehmen und dann auch noch in einer Gewerkschaft Karriere zu machen.

Wir hatten elf Jahre lang eine sehr rechtslastige konservative Regierung, die viele unserer in Verhandlungen erkämpften Arbeitsbedingungen und Grundrechte eingeschränkt hat. Seit 2007 haben wir eine Labourregierung, und jetzt versuchen wir, das in all den Jahren verlorene Terrain wieder wettzumachen.

Abgesehen von den bekannten Gender-Themen gibt es zurzeit ein besonderes Problem für Frauen bei Shell, die nach der Rückkehr aus dem Mutterschutzurlaub keine Unterstützung bekommen. Der Arbeitgeber diskriminiert Mütter durch völlige Inflexibilität bei der Schichtenteinteilung. Es werden 12-Stunden-Tag- und Nachtschichten gefahren. Shells Mangel an Flexibilität bedeutet, dass Frauen offensichtlich nicht das Recht haben, Mutter zu werden und ihren Arbeitsplatz zu behalten.

Was können Sie uns über die Frauenstruktur in der CFMEU erzählen?

Unser neu eingesetzter Frauenausschuss hat mich zur Sekretärin gewählt. Der Ausschuss besteht aus drei Mitgliedern des Vorstands und drei einfachen Mitgliedern aus den Sektionen Bergbau, Forstwirtschaft und Bauindustrie. Ich bin außerdem vor kurzem im Rahmen einer neuen Politik zur Förderung der Frauenbeteiligung in den Zentralrat des CFMEU-Führungsgremiums gewählt worden.

Gibt es eine Zusammenarbeit mit Frauen aus anderen Gewerkschaftsorganisationen?

Ja, das wurde durch die umfassende Unterstützung der zentralen CFMEU-Führung vorbildlich unterstützt. Ich engagiere mich aktiv im asiatisch-pazifischen Regionalausschuss des ICEM-Frauenausschusses, der sich für die Interessen der Arbeitnehmerinnen aus Indien, Pakistan, Australien und vielen anderen Nationen einsetzt.

Mein langjähriger Einsatz für Frauen, die sich in männerdominierten Organisationen und Wirtschaftszweigen durchsetzen müssen, hat zu einer branchenübergreifenden Koordinierung meiner Arbeit für Frauen in der Industrie geführt. Wir versuchen, über Berufsbildungseinrichtungen (Skills Councils) Fördergelder für die berufliche Aus- und Weiterbildung zu bekommen, und wollen schon in Schulen Programme für Mädchen anbieten, die an einer Karriere in der Industrie interessiert sind.

Wie sieht der weitere Weg der Frauensektion in einer integrierten internationalen Branchengewerkschaft aus?

Ich wünsche mir deutlich mehr Programme, zunächst einmal auf regionaler Ebene und besonders zu Themen wie häuslicher Gewalt. Alle Probleme in dieser Hinsicht könnten wir besser in den Griff bekommen, wenn Frauen in einer Position der Stärke wären und für sich selbst sorgen könnten. Berufliche Bildung und Weiterbildung für Frauen haben hier Priorität, denn sie sind der Königsweg zu besseren Jobs, besseren Organisationen, mehr Diversität und Karrieren in den Gewerkschaften und besseren Möglichkeiten für Frauen, unerträglichen Zuständen zu Hause und am Arbeitsplatz zu entkommen. Unser langfristiges Ziel besteht einfach darin, mehr und aktivere Frauen zu haben.