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2.5 Wachsender Einfluss der transnationalen Konzerne

31 August, 2009

Die TNK versuchen, ihre Risiken und Kosten auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer abzuwälzen. Dies geschieht häufig mit Unterstützung der Institutionen und Regierungen. Darüber hinaus sind Outsourcing, Auslandsverlagerungen und die Untervergabe von Aufträgen inzwischen ein integraler Bestandteil der Kostenreduzierungsstrategien der Unternehmen. Diese Prozesse betreffen nicht nur die Beschäftigten in der Produktion, sondern in zunehmendem Maße auch die gut ausgebildeten und gut bezahlten Arbeitskräfte in den Bereichen Design, Forschung und Entwicklung. Ein Großteil der Verlagerungen und der Investitionen auf der grünen Wiese findet in Ländern statt, die häufig einen geringen gewerkschaftlichen Organisationsgrad, keine demokratischen Gewerkschaften oder auch gar keine Gewerkschaften haben.

Die TNK haben durch direkte Kapitalanlagen Arbeitsplätze geschaffen; gleichzeitig haben sie aber auch auf mehreren Ebenen komplexe, weltumspannende Zuliefererketten und Netzwerke aufgebaut, die Tausende von Subunternehmen und Zulieferern in der ganzen Welt erreichen. Mit Hilfe dieser Netzwerke können die Konzerne Waren und Dienstleistungen von überall her beziehen, die Produktionslinien kurzerhand reorganisieren, die Beschäftigten zur permanenten Anpassung an neue Leistungsanforderungen zwingen und ein Land von einem Moment auf den anderen verlassen, wenn anderswo billigere und gefügigere Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.

Somit haben die TNK die industriellen Strukturen innerhalb der Länder, aber auch zwischen den Ländern, zu ihrem eigenen Nutzen grundlegend verändert, indem sie u.a. die Entscheidungszentralen verlagert und die Beschäftigungsbeziehungen, auf denen die Arbeitsschutzsysteme größtenteils basieren, transformiert haben. Obwohl ganz offensichtlich ist, dass die TNK einen wesentlichen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen von Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf der ganzen Welt haben, weigern sie sich, dies einzugestehen und behaupten, dass sie nicht für die Beschäftigten in der Zuliefererkette verantwortlich seien.

Die TNK haben einen globalen Arbeitsmarkt geschaffen, in dem die Beschäftigten eines Landes und/oder verschiedener Länder permanent miteinander konkurrieren müssen. Darüber hinaus erlaubt die unbegrenzte Mobilität des Kapitals den TNK, Nutzen aus den verschiedenen Lohn- und Arbeitsbedingungen und den Unterschieden in der Arbeitsgesetzgebung zu ziehen. So werden Interessenkonflikte zwischen Arbeitnehmergruppen in verschiedenen Regionen, an verschiedenen Standorten, in einem Land und zwischen den Ländern geschaffen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden dazu gedrängt, schneller, billiger und länger zu arbeiten, was eine Zunahme an arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen mit sich bringt. Die Fähigkeit der TNK, die Produktion, Forschung und Entwicklung zu verlagern, ist nicht nur eine Bedrohung für die Arbeitsplätze, sondern auch für die Löhne und die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Bislang begegneten die Gewerkschaften der Herausforderung durch die Macht der TNK nur mit begrenztem Erfolg. Der durch die TNK vorangetriebene Verlagerungsprozess fordert seinen Tribut von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, und in vielen Regionen geht das Gespenst der Deindustrialisierung um. Die Industrie jedoch ist eine Schlüsselkomponente für Wachstum, technischen und sozialen Fortschritt und ausgeglichene Handelsstrukturen. Und sie ist von zentraler Bedeutung für die Beschäftigung. Deshalb bedarf es einer Regierungspolitik, die ein gerechtes und nachhaltiges Wachstum fördert, die die Anpassung traditioneller Industriezweige erleichtert, und die die Entwicklung neuer Industrien unterstützt. Hierbei müssen die Gewerkschaften eine neue Rolle spielen und in ihrer Strategie zum Wohle aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die sozialpolitische mit der umweltpolitischen Dimension verbinden.