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ICEM und HIV/AIDS

8 September, 2005

Die Fakten

Mehr als 40 Millionen Menschen leben weltweit mit HIV/AIDS, davon fast 30 Millionen allein in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Im Jahre 2003 starben weltweit 3 Millionen Menschen an Aids, weitere 5 Millionen wurden HIV-positiv. Die Krise, die durch HIV und Aids ausgelöst wurde, ist weiterhin nicht unter Kontrolle.

Seit Bekanntwerden des ersten HIV/AIDS-Falls vor mehr als 20 Jahren hat die Medizin beträchtliche Fortschritte erzielt. Der richtige Einsatz von antiretroviralen Medikamenten kann einer infizierten Person viele Jahre lang eine hohe Lebensqualität sichern. Allerdings verfügen weltweit nur 5% der Menschen, denen eine solche Behandlung helfen könnte, tatsächlich über die finanziellen Mittel für antiretroviralen Arzneimittel. In den Ländern des südlichen Afrika geht dieser Anteil auf einen Bruchteil von 1% zurück. Die Übertragung des Virus von Mutter zu Kind kann verhindert werden, aber ein universeller Zugang zu diesen Medikamenten ist in weiter Ferne. Eine Heilung von Aids oder ein Impfstoff gegen die Ansteckung ist ebenfalls immer noch Zukunftsmusik.

Die Tragödie von Tod und Verlust ist für alle Familien und Freunde unkalkulierbar. Die hohen Sterblichkeitsziffern haben die Uhren zurückgestellt, Entwicklungsfortschritte der letzten Jahrzehnte ausgelöscht und die Lebenserwartung signifikant verkürzt. Die UN-Entwicklungsziele des nächsten Millenniums scheinen unerreichbar fern.

HIV/AIDS – ein Problem auch der Gewerkschaften

Zwei Drittel der mit HIV/AIDS lebenden Menschen gehen einer regulären Erwerbstätigkeit nach, weitere 25% sind auf andere Weise wirtschaftlich produktiv. Der Verlust der produktiven Kapazitäten und Fähigkeiten von ArbeitnehmerInnen innerhalb einer Volkswirtschaft ist ein Problem mit hoher Priorität und hohem Stellenwert für die Sozialpartner.

Die Gewerkschaften haben die ArbeitnehmerInnen immer gegen Diskriminierung und Viktimisierung verteidigt und sich für bessere Arbeitsbedingungen und ein menschenwürdiges Leben ihrer Familien eingesetzt. Die Seuche stellt all dies in Frage und verschärft die bestehenden wirtschaftlichen und sozialen Ungerechtigkeiten.

Die Gewerkschaften mit ihrem Zugriff auf die Arbeitsplätze sind in einer besonders privilegierten Situation, um einen wichtigen Beitrag zu allen Aspekten dieses Kampfes gegen HIV/AIDS zu leisten. Wir sind die einzigen Organisationen, die die Rechte der ArbeitnehmerInnen im Hinblick auf vertrauliche AIDS-Tests, Antidiskriminierung am Arbeitsplatz und angemessene medizinische Versorgung schützen können. Gemeinsam mit Unternehmen, Kommunalverwaltungen und Nichtregierungsorganisationen müssen wir dieser Verantwortung gerecht werden.

Es ist ebenfalls unsere Aufgabe, die Unternehmen an ihre Verpflichtungen zum Schutz und zur Unterstützung von Menschen mit HIV/AIDS zu erinnern

Die ICEM und HIV/AIDS

Als führender globaler Gewerkschaftsverband für die Energie-, Bergbau- und Rohstoffindustrien nehmen wir im gewerkschaftlichen Kampf gegen HIV/AIDS eine Sonderstellung ein. Die ICEM deckt Wirtschaftszweige ab, die zu den am härtesten von der Seuche heimgesuchten Branchen zählen. ICEM-Mitgliedsgewerkschaften organisieren ebenfalls die in der Pharmaindustrie beschäftigten Chemiearbeiter bei den großen Medikamentenherstellern weltweit. In ihren 11 globalen Vereinbarungen finden sich auch Klauseln, um die multinationalen Unternehmen stärker im Kampf um die Senkung der Infektionsraten und auf die Bereitstellung von Behandlungsmethoden und Medikamenten zu verpflichten.

Eine Reihe von ICEM-Mitgliedern hat formelle Vereinbarungen mit großen Bergbaukonzernen über Bildungs- und Aufklärungsprogramme in Eigenregie abgeschlossen. Dazu gehören in Einzelfällen auch Health Clinics (Krankenstationen) in Betrieben.

Die Internationale kann auf den besten Praktiken ihrer Mitglieder aufbauen und so die Unternehmen mit einbeziehen und eigene innovative Initiativen und Projekte am Arbeitsplatz einführen.

Was wollen wir?

Das Engagement im Kampf gegen HIV/AIDS ist keine freiwillige Entscheidung, sondern eine absolute Notwendigkeit, der wir uns nicht entziehen können. Die Gewerkschaften und ihre internationalen Gremien sind die einzigen Organisationen, deren Einfluss bis zum Arbeitsplatz reicht. Es ist deshalb keine Frage, dass die ICEM bei ihren aktuellen und zukünftigen Aktivitäten die Bereiche bevorzugt angehen wird, in denen sie konkrete Beiträge leisten kann und dabei Aktivitäten nicht berücksichtigt, für die andere Organisationen bessere Voraussetzungen mitbringen.

Wir haben folgende Ziele:

  • Funktionierende Krankenstationen, die eine grundlegende Infrastruktur für die Behandlung bieten und die allen ArbeitnehmerInnen, ihren Familienmitgliedern und den BewohnerInnen der Gemeinden im Einzugsbereich der großen Betriebe zur Verfügung stehen
  • Es werden Beziehungen zu neuen Geldgebern hergestellt, zusätzliche Finanzquellen werden erschlossen
  • Die nationale und regionale Koordination im südlichen Afrika wird verstärkt
  • Es werden nationale KoordinatorInnen ausgebildet. Sie übernehmen den Informationsaustausch über Gewerkschaftsstrategien und fördern diese in ihren eigenen Ländern und Gewerkschaften
  • Die regionalen und nationalen KoordinatorInnen bauen gewerkschaftliche Fähigkeiten auf, damit Aufklärungskampagnen am Arbeitsplatz durchgeführt werden können
  • VerhandlungsführerInnen und Shop Stewards werden ausgebildet, Kollektivverhandlungen zu führen und dabei Forderungen nach Schutz, Antidiskriminierung, Pflege und Betreuung durchzusetzen
  • Der HIV/AIDS-Link auf der ICEM-Website funktioniert, Material wird aktualisiert
  • ICEM-Unterlagen werden erstellt und verteilt, Informationen aus kompetenten Quellen werden verfügbar gemacht
  • Aktivitäten werden auf andere Teile der Welt ausgedehnt.

Welche Aktivitäten verfolgt die ICEM zurzeit?

Das globale und das afrikanische HIV/AIDS-Programm der ICEM laufen zwei Jahre lang (2005 und 2006). Unsere Ziele:

  • Entwicklung von zwei oder drei Pilotprojekten:
    - Angesichts der mangelhaften medizinischen Infrastruktur in Afrika handelt es sich hier um Krankenstationen, die in erster Linie von Bergbaukonzernen in allen ihren großen Betrieben eingerichtet werden, um ihren ArbeitnehmerInnen und deren Familien sowie den Mitgliedern der Gemeinden, in denen sich die Betriebe befinden, eine funktionierende medizinische Versorgung zu gewährleisten
    - Verfügbarkeit qualifizierten medizinischen Personals und ausgebildeter GewerkschaftsberaterInnen, um die Bereitschaft für freiwillige Tests zu fördern und die Belegschaften zu diesem Thema zu beraten
    - Bereitstellung von Medikamenten in den Krankenstationen zu sozial verträglichen Preisen
  • Identifizierung internationaler Finanzierungsmechanismen für betriebliche Initiativen und die weitere Arbeit der Internationale zum Thema HIV/AIDS
  • Verbesserter Zugang der Mitgliedsorganisationen zu diesen Finanzquellen durch Informationen und Anleitungen
  • Verbesserung der Fähigkeiten der Mitgliedsorganisationen, auf Arbeitsplatzebene eigene HIV/AIDS-Initiativen zu entwickeln und durchzuführen, die sich für eine solche Finanzierung qualifizieren würden.

Das Ende 2004 begonnene Afrika-Projekt wird für mindestens zwei weitere Jahre laufen. Seine wichtigsten Ziele:

  • Aufbau eines Netzwerks nationaler ICEM HIV/AIDS-KoordinatorInnen für die Länder südlich der Sahara
  • Bestandsaufnahme und Weitergabe von Gewerkschaftsstrategien im Kampf gegen die Seuche
  • Entwicklung von Schutzmechanismen und Klauseln für ArbeitnehmerInnen in Kollektivvereinbarungen
  • Ausbildung von VerhandlungsführerInnen und Shop Stewards für diese Aufgabe
  • Aufbau gewerkschaftlicher Kompetenzen zur Durchführung von Aufklärungskampagnen am Arbeitsplatz

Ein weiteres Ziel des globalen Projektes ist die Sondierung von Möglichkeiten, Aktivitäten auf andere Teile der Welt auszudehnen.

Die ICEM wird im Rahmen beider Programme den Mitgliedern Informationen und Materialien zu folgenden Themen zur Verfügung stellen:

  • Arbeitsplatz-Leitfaden HIV/AIDS
  • Beratung der Mitglieder über den Aufbau von Partnerschaften und die Erschließung von Geldquelle für Arbeitsplatzinitiativen
  • Informationen über einschlägige zwischenstaatliche und nichtstaatliche Organisationen und Verweise auf andere globale Gewerkschaftsföderationen, die den Kampf gegen HIV/AIDS als Priorität ansehen und Material produziert haben, das gemeinsam verwendet werden kann
  • Der IAO-Leitfaden für die Praxis zu HIV/Aids und Arbeitswelt ist das Referenzwerk für die HIV/AIDS-Arbeit der Gewerkschaften und enthält praktische Ratschläge, wie die Gewerkschaften Programme zur Bekämpfung der Seuche am Arbeitsplatz durchführen können. Das Bildungs- und Schulungshandbuch zur Umsetzung des Leitfadens ist ein wertvolles Instrument für unsere Arbeit
  • Ratschläge und Informationen zu Unternehmen mit eigenen Leitlinien, Programmen und Fallstudien über HIV/AIDS, z. B. über die an der Global Health Initiative des Weltwirtschaftsforums und der Global Business Coalition beteiligten Unternehmen.

Alle diese Informationen werden auf der ICEM-Webpage zur Verfügung stehen. Wendet euch an den Globalen HIV/AIDS-Koordinator unter [email protected].

Die ICEM und ihre Mitgliedsgewerkschaften können viel bewirken!