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3.4.1 Stärkung gewerkschaftlicher Solidarität und Kooperation in den Branchen und transnationalen Konzernen

1 September, 2009

Der IMB spielt eine Schlüsselrolle beim Aufbau einer wirkungsvollen Solidarität und Kooperation unter den in den TNK vertretenen Mitgliedsorganisationen. Nur so kann gewährleistet werden, dass für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die gleichen Spielregeln gelten - und zwar über die Mindeststandards hinaus. Um dies zu erreichen, müssen der IMB und seine Mitgliedsorganisationen die in den TNK und ihren Zuliefererketten beschäftigten Personen aktiv einbinden und ihnen die Möglichkeit geben, sich engagiert in die tägliche Gewerkschaftsarbeit und in länderübergreifende Aktivitäten einzubringen.

Durch den Aufbau von dauerhaften Beziehungen und die Stärkung der Solidarität zwischen Gewerkschaftsvertretern aus unterschiedlichen Ländern wird die Fähigkeit der Mitgliedsorganisationen verbessert, in Krisen gemeinsam zu handeln, etwa wenn die Arbeitnehmerrechte verletzt, Tarifverhandlungen durchgeführt, Massenentlassungen angekündigt oder Restrukturierungsmaßnahmen in die Tat umgesetzt werden. So kann verhindert werden, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegeneinander ausgespielt werden. Der IMB bedient sich der globalen Gewerkschaftsnetzwerke und der IMB-Weltkonzernausschüsse, um bei der Verteidigung der Arbeitnehmerinteressen über die Landesgrenzen hinweg besser zusammenzuarbeiten.

Immer wenn ein transnationaler Konzern in einem bestimmtem Land Entlassungen oder Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen ankündigt, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften direkt davon betroffen sind und gegen diese Änderungen Widerstand leisten, wird der IMB Solidaritätsaktionen koordinieren und dabei alle Länder einbeziehen, in denen dieser TNK operiert. Die Solidaritätsaktionen schließen unter anderem folgende Initiativen ein: Informationskampagnen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die Allgemeinheit; die Verpflichtung aller Gewerkschaften, keine Produktionsverlagerungen aus dem von dem Konflikt betroffenen Land in ein anderes Land zu akzeptieren; Protestdemonstrationen in den verschiedenen Ländern, in denen der TNK operiert; und, wo möglich, Unterbrechungen der Produktion und/oder der Zulieferung. Bei allen diesen Solidaritätskampagnen spielt die Gewerkschaft im Heimatland des betroffenen TNK eine Schlüsselrolle.

Dies ist besonders bedeutsam, wenn es um den Aufbau der Solidarität mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Ländern wie China geht, die sich für die Arbeitnehmerrechte einsetzen und nach demokratischen Gewerkschaften streben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Beziehungen zu Organisationen aufzubauen, die dem IMB nicht angeschlossen sind, wie etwa der Allchinesische Gewerkschaftsbund (ACGB) und seine Metallgewerkschaften.

Ein weiterer Schritt ist die Institutionalisierung von Netzwerken und IMB-Weltkonzernausschüssen, um repräsentative, arbeitsfähige, finanzierbare und gewerkschaftlich organisierte globale Arbeitnehmervertreterstrukturen zu schaffen. Hierbei wird der IMB auf die Erfahrungen konzernbezogener internationaler Zusammenarbeit in allen Regionen zurückgreifen.

Der IMB wird sich auch weiterhin um die Einrichtung von IMB-Weltunterkonzernausschüssen in den TNK bemühen. Wann immer möglich wird die Finanzierung dieser Ausschüsse mit der jeweiligen Konzernleitung verhandelt, ohne dabei die Einbeziehung der Gewerkschaften und ihre Kontrollmöglichkeiten zu beeinträchtigen. Die jeweilige Konzernleitung sollte in diesen Ausschüssen eine Rolle spielen, indem sie regelmäßige Sitzungen durchführt und Informationen über die Lage, Politik und Investitionen des Konzerns zur Verfügung zu stellt.

Diese IMB-Weltkonzernausschüsse sollten durch gewerkschaftliche Netzwerke unterstützt werden, die von den zuständigen gewerkschaftlichen Koordinatoren der Länder und/oder Regionen, in denen der Konzern Standorte hat, betrieben werden. Diese Netzwerke sollen sicherstellen, dass alle Gewerkschaften am Prozess des Informationsaustausches teilnehmen können.

In Konzernen wie Volkswagen, Daimler, SKF und Rolls Royce wurden Weltarbeitnehmervertretungen/Weltbetriebsräte eingerichtet, die aus Arbeitnehmervertretern bestehen. Diese wurden mit dem jeweiligen Konzern vereinbart und werden von ihm finanziert. Gewerkschaften können durch eine Vereinbarung oder ein unterstützendes Gewerkschaftsnetzwerk einbezogen sein. IMB-Mitgliedsorganisationen bemühen sich, sich in diesen Gremien zu engagieren, um eine IMB-Politik zu verfolgen.

Der wichtigste Mehrwert der konzernbezogenen nationalen, regionalen und internationalen Zusammenarbeit besteht darin, dass betriebliche Gewerkschaftsvertreter/innen Informationen austauschen und Absprachen treffen können. Auf diese Weise können die Aktivitäten nationaler oder lokaler Arbeitnehmervertretungen international koordiniert werden. So stellen die Netzwerke, Weltbetriebsräte und IMB-Weltunternehmensausschüsse eine solidarische Antwort zur Standortkonkurrenz dar.

Der IMB wird Bildungsmaßnahmen fördern und organisieren, die betrieblichen Gewerkschaftsvertretern/innen und hauptamtlichen Gewerkschaftsfunktionären, die TNK betreuen, internationale und interkulturelle Kompetenzen vermitteln. Ziel dabei ist es, die Zusammenarbeit auf Konzernebene wirksam zu fördern. Die Kommunikation zwischen betrieblichen Gewerkschaftsvertretern und ihrer nationalen Gewerkschaft muss in jedem Land entsprechend der jeweiligen Möglichkeiten organisiert werden (z. B. durch Branchen- oder Unternehmensbetreuer).

Gewerkschaftliche Netzwerke, Weltarbeitnehmerräte / Weltbetriebsräte und IMB-Weltkonzernausschüsse haben das Potenzial, sich in Verhandlungsgremien zu verwandeln. Der IMB kann diesen Prozess dort unterstützen, wo die Gewerkschaften stark genug sind, unter der Voraussetzung, dass er von den Gewerkschaften das entsprechende Mandat erhält, die Gewerkschaften einbezogen werden und klaren Vorgaben des IMB Folge geleistet wird.  Der IMB muss darüber diskutieren und definieren, wie man auf bisherigen Erfahrungen und Debatten aufbauen und Leitlinien für die Arbeit in den Unternehmensnetzwerken ausarbeiten kann. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Ressourcen und Bemühungen auf einige Schlüsselkonzerne konzentriert und die Konzerne in ausgewogener Weise aus den verschiedenen Branchen und Ländern ausgewählt werden.

Gewerkschaftsnetzwerke, Weltbetriebsräte und IMB-Weltkonzernausschüsse agieren im breiteren Kontext der IMB-Branchenaktivitäten und müssen die jeweiligen Produktionsketten und Wettbewerbsstrukturen der unterschiedlichen Metallbranchen berücksichtigen. Die Branchenarbeit bringt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus miteinander konkurrierenden Unternehmen zusammen, um über Entwicklungen zu diskutieren und gemeinsame Positionen und Strategien zu finden. Mit diesen Strategien sollte auf die Versuche der Konzernleitungen reagiert werden, die Konkurrenz zwischen den in der jeweiligen Branche beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu schüren.

Branchenspezifische Regionalveranstaltungen des IMB verbessern die Koordination, indem sie Arbeitnehmerforen auf Unternehmens- und Branchenebene miteinander kombinieren und somit globale Aktivitäten unterstützen. Die Entwicklung der Branchen- und Regionalarbeit und die Erarbeitung angemessener Antworten auf die Herausforderungen, denen die Industriearbeiterinnen und -arbeiter gegenüberstehen, wird erleichtert, wenn auf der Basis einer Bewertung der schon geleisteten Arbeit gleichzeitig auch die gewerkschaftlichen Bande auf der Unternehmensebene gestärkt werden

In einigen Ländern haben die Gewerkschaften die Möglichkeit, die transnationalen Konzerne über das Versorgungskapital der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Form von Renten- und Pensionsfonds einzubinden. Darüber hinaus verfügen die IMB-Mitgliedsorganisationen, insbesondere diejenigen in den Heimatländern der TNK, über verschiedene nationale Mittel und Wege, um die Grundsätze der Unternehmensführung zu beeinflussen. Diese Instrumente können genutzt werden, um die Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte entlang der gesamten globalen Wertschöpfungsketten zu fördern und zu schützen, die Korruption zu bekämpfen und auf eine größere soziale Verantwortung der Konzerne hinzuwirken.

Globale Kampagnen gegen transnationale Konzerne, die ständig gegen die Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte verstoßen, sind unerlässlich, um die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer voranzubringen. Dazu ist die Unterstützung der IMB-Mitgliedsorganisationen, Weltausschüsse, Aktionsgruppen und Netzwerke notwendig. Darüber hinaus müssen auch vorhandenes Pensionskapital der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer genutzt und  Kommunikationsstrategien verfolgt werden.


Um die gewerkschaftliche Solidarität und Kooperation zwischen den Sektoren und den TNK zu stärken, wird der IMB:

•·        Druck auf die TNK ausüben, damit diese in ihren Betrieben und entlang der Zuliefererkette die Verantwortung für die Arbeitsbedingungen übernehmen und Barrieren für die Vereinigungsfreiheit aus dem Weg räumen;

•·        unter den in den metallverarbeitenden TNK vertretenden Mitgliedsorganisationen das gegenseitige Verständnis fördern, um dafür zu sorgen, dass für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die gleichen Spielregeln gelten - und zwar über die Mindeststandards hinaus;

•·        eine Strategie für die TNK-Netzwerke, Arbeitsmethoden und Instrumente entwickeln, die auf einer kritischen Analyse der gegenwärtig eingerichteten Netzwerke, Räte und der in jedem der großen TNK zur Verfügung stehenden Ressourcen beruht. Die Strategie wird Leitlinien für die Arbeit der Unternehmensnetzwerke einschließen, die der Exekutivausschuss erarbeiten wird. Die Leitlinien werden die Rollen der Gewerkschaften im Heimatland des jeweiligen TNK, der anderen Mitgliedsorganisationen und des IMB einbeziehen. Dabei muss die Kooption durch Unternehmen vermieden und die Rolle der Nationalgewerkschaften gestärkt werden. Für die Kommunikation und die Aktionen müssen Instrumente und Protokolle geschaffen werden. Im Rahmen dieser Strategie werden die Mittel und Anstrengungen auf einige Schlüsselkonzerne konzentriert, die über verschiedene Branchen und Länder verteilt sind;

•·        die Mitgliedsorganisation bei der Bildung und Koordination globaler Gewerkschaftsnetzwerke in den TNK und/oder Branchen unterstützen, damit sich betriebliche Arbeitnehmervertreter und Nationalgewerkschaften regelmäßig an einem grenzüberschreitenden Informationsaustausch und Konsultationsprozess beteiligen können;

•·        sich an der Erstellung von Schulungs- und Informationsmaterialien beteiligen und Aktivitäten koordinieren, um unter dem Motto „vereint stehen wir - getrennt fallen wir" gegenseitiges Vertrauen und Solidarität zu schaffen;

•·        Netzwerke für den Informationsaustausch und die Durchführung von Aktionen entwickeln, die effizient, zeitgerecht, präzise und leicht zugänglich sind;

•·        Informationen über die Branchen der Metallindustrie sammeln, analysieren und verteilen und dabei solchen Unternehmen und Industriebranchen besondere Beachtung schenken, in denen Arbeitnehmer und Mitglieder konzentriert sind. Zu den Arbeitsschwerpunkten gehören dabei Kollektivverhandlungen, der technologische Wandel, Innovationen in der Produktionsorganisation, Arbeitszeit, Entlohnungs- und Eingruppierungssysteme und Arbeitskämpfe;

•·        über den TUAC und den IGB weiter an der Entwicklung von Mechanismen/Regeln arbeiten, mit denen die Corporate Governance beeinflusst und die Investitionen der Pensions- und Rentenfonds sozialverantwortlich gestaltet werden können; und

•·        zusammen mit anderen GUFs, dem IGB und dem TUAC daran arbeiten, Strukturen gewerkschaftlicher Vertretung in Unternehmen auf globaler Ebene zusammen mit dem Recht auf Konsultation und Information zu haben, die durch die IAO und in internationalen Regeln und Gesetzen ausdrücklich anerkannt werden.

Die IMB-Mitgliedsorganisationen werden:

•·        den Aufbau und die Stärkung der Netzwerke technisch und politisch unterstützen und sich für eine erfolgreiche internationale Koordination der nationalen und regionalen Informationen einsetzen; und

•·        die Mitglieder auf der nationalen Ebene einbinden, um gegenseitiges Vertrauen zu schaffen und die Solidarität zu fördern, mit dem Ziel, einen internationalen Ansatz der Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte zu verfolgen, wenn gegen Konzernstrategien, z.B. bei transnationalen Restrukturierungsprozessen, vorgegangen wird.