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1. UNSER AUFTRAG

31 August, 2009

Die Weltwirtschaft steckt zurzeit in einer einmaligen Krise. Die Ideologie, dass grenzenlose Profitgier die Triebfeder menschlichen Fortschritts ist, ist widerlegt. Wir brauchen einen neuen politischen und wirtschaftlichen Ansatz, der im Dienst der gesellschaftlichen Entwicklung und qualitativ hochwertiger Beschäftigung steht. Die aktuelle Krise ist nicht allein die Folge von Fehleinschätzungen und Fehlentwicklungen des Marktes oder einer Überhitzung der Finanzmärkte. Sie ist von Grund auf das Ergebnis der Ideologie einer zügellosen Marktwirtschaft und einer Wirtschafts- und Grundsatzpolitik, die auf die Maximierung kurzfristiger Gewinne ausgerichtet ist. Andererseits: Auch wenn die Arbeit des Internationalen  Metallgewerkschaftsbundes (IMB) in den nächsten vier Jahren zweifelsohne hart und schwierig sein wird, gibt uns die gegenwärtige wirtschaftliche Lage auch eine echte Chance, ein neues internationales  Entwicklungsmodell zu entwickeln, das dem neoliberalen Weltbild Konkurrenz macht und auf Regulierung, Gerechtigkeit, Gleichheit, Nachhaltigkeit und angemessenen Gewerkschafts- und Arbeitnehmerrechten beruht.

Deshalb besteht die wesentliche Aufgabe der Gewerkschaftsbewegung mehr denn je darin, die Löhne, Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verbessern und sicherzustellen, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihre Rechte respektiert werden. Die Aufgabe des IMB besteht darin, durch Zusammenarbeit mit seinen Mitgliedsorganisationen und durch seine Arbeit auf globaler Ebene auf die Erreichung dieser Ziele in der metallverarbeitenden Industrie und verwandten Industrien hinzuarbeiten.

Gegenwärtig verletzt die durch Konzerne angeführte Globalisierung immer noch massiv die Arbeitnehmerrechte. Die Politik, die von Arbeitgebern, den meisten Regierungen und den von diesen dominierten internationalen Institutionen verfolgt wird, hat in der ganzen Welt zu mehr wirtschaftlicher Ungleichheit, prekärer Beschäftigung und einer Schwächung der Verhandlungsmacht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geführt.

In Anerkennung der Tatsache, dass Gewerkschaftsaufbau/Organisierung und Kollektivverhandlungen das Herzstück unserer Arbeit sind, müssen die Metallarbeitergewerkschaften ihre Mitglieder organisieren und mobilisieren, um die Herausforderungen der neoliberalen Agenda von Konzernen und den meisten Regierungen anzunehmen, und um sicherzustellen, dass die Arbeitnehmerschaft einen fairen Anteil am Wohlstand hat, der durch das Wirtschaftswachstum hervorgebracht wird.

Das Ziel des IMB ist, die Aktivitäten seiner Mitgliedsorganisationen zu unterstützen, zu koordinieren und zu stärken, um

  • die Löhne, Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verbessern;
  • weltweit neue Mitglieder in demokratischen Gewerkschaften zu organisieren;
  • nationale Metallarbeitergewerkschaften aufzubauen und zu stärken;
  • zu gewährleisten, dass international anerkannte Kernarbeitsnormen in jedem Land Anwendung finden und nationale Gesetze so abgeändert werden, dass sich diese Normen darin manifestieren;
  • die Arbeitnehmerrechte zu schützen und zu verteidigen;
  • für sichere und gesunde Arbeitsbedingungen zu kämpfen;
  • den Rechten und der Interessenvertretung von Frauen eine besonders hohe Priorität beizumessen;
  • für ein nachhaltiges Wachstum zu kämpfen, das die Umwelt schützt und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert;
  • die Fähigkeit und Einheit der Gewerkschaften zu stärken, um ein Gegengewicht zu den transnationalen Konzernen (TNK) und ihrer Macht über die Verteilung von Beschäftigung und Investitionen zu schaffen;
  • sich für ein faires Handelssystem einzusetzen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und Armut zu beseitigen; und
  • sich mit Ländern und Regierungen zu solidarisieren bzw. Länder und Regierungen zu unterstützen, die eine fortschrittliche Politik verfolgen und sich um Gerechtigkeit, Gleichheit und soziale Nachhaltigkeit bemühen.

Es ist klar, dass die Gewerkschaften diese Ziele nicht nur auf nationaler Ebene erreichen können. Nationale Initiativen müssen durch internationale Aktionen ergänzt werden, um erfolgreich zu sein. 

Aus diesem Grund hat der IMB die Aufgabe:

  • die nationalen Metallarbeitergewerkschaften in einer globalen Gewerkschaftsstruktur zu vereinen, die in der Lage ist, ihre Mitglieder auf allen Ebenen, wann und wo immer nötig, solidarisch zu mobilisieren;
  • die Gewerkschaften zusammenzubringen, um Informationen auszutauschen, Interessenkonflikte zu überwinden und gemeinsame Strategien zu entwickeln;
  • bei größeren Konflikten oder im Falle der Verletzung von Arbeitnehmergrundrechten Solidaritätsaktionen und die Unterstützung der Mitgliedsorganisationen zu koordinieren;
  • Informationen über Entwicklungen, die für die Metallgewerkschaften relevant sind, zur Verfügung zu stellen;
  • sich aktiv für die Belange und Interessen der Metallarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer  einzusetzen, und zwar auf eine effiziente und innovative Art und Weise, die die Gewerkschaftsmitglieder einbezieht und mobilisiert und den IMB in die täglichen Aktivitäten der Mitgliedsorganisationen einbringt;
  • Ressourcen und solidarische Unterstützung in den Aufbau starker Nationalgewerkschaften in Ländern zu lenken, in denen es nur schwache oder gar keine Gewerkschaften gibt;
  • die gewerkschaftliche Bildungsarbeit zu unterstützen, die sich mit den gewerkschaftlichen Kernaufgaben wie Organisierung, Tarifpolitik, Verteidigung von Arbeitnehmerrechten und internationale Solidarität befasst;
  • eine internationale Strategie für den Gewerkschaftsaufbau in den TNK und ihren Zuliefererketten auf Branchen- und Unternehmensebene zu koordinieren;
  • sich der machtpolitischen Herausforderung durch TNK zu stellen, indem die kollektive Verhandlungsmacht - auf der Basis eines einzelfallbezogenen Mandats durch die Mitgliedsorganisationen - auf internationaler Ebene weiterentwickelt wird, und indem beispielsweise Informationen und Erfahrungen unter den Mitgliedsorganisationen ausgetauscht werden. Hierzu gehört auch die Weiterentwicklung, Verhandlung, Umsetzung und Überwachung von internationalen Rahmenvereinbarungen (IRV);
  • die Verletzung grundlegender Gewerkschaftsrechte oder Einmischung in die Arbeit unabhängiger Gewerkschaftsgremien durch die Regierungen offenzulegen und dagegen vorzugehen;
  • die Interessen der Metallarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer in internationalen Institutionen zu vertreten, die Entscheidungen über Beschäftigung und Arbeitsbedingungen treffen, wie die Internationale Arbeitsorganisation (IAO), die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), den Internationalen Währungsfonds, die Weltbank und die Welthandelsorganisation;
  • mit anderen globalen Gewerkschaftsföderationen (GUFs), dem Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) und dem gewerkschaftlichen Beratungsausschuss (TUAC) bei der OECD zusammenzuarbeiten, um im Interesse der Mitgliedsorganisationen eine engere Kooperation zu bewirken und Aktionen zu verfolgen; und
  • wo immer möglich mit geeigneten politischen und sozialen Organisationen in den Dialog zu treten, Bündnisse mit ihnen  einzugehen und gemeinsame Aktionen zu entwickeln.

Die Mitgliedsorganisationen des IMB werden einen wichtigen Beitrag zur Erreichung unserer Ziele leisten, indem sie:

  • ihren politischen Einfluss, ihre Durchsetzungsfähigkeit und ihre Ressourcen durch Organisierung und Tarifverhandlungen auf nationaler Ebene stärken;
  • mit dem IMB und anderen Mitgliedsorganisationen auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene Informationen austauschen und aktive Kommunikation betreiben;
  • sich in die regionalen und globalen Strukturen des IMB einbringen;
  • sich bei Arbeitskämpfen oder im Falle der Verletzung von Arbeitnehmergrundrechten gegenseitig unterstützen;
  • an durch den IMB organisierten internationalen Aktionen und Netzwerken teilnehmen; und
  • der internationalen Gewerkschaftsarbeit ein Gesicht geben, indem sie die durch den IMB koordinierten Aktivitäten in ihre laufende Arbeit einbinden.

Um unsere Ziele letztendlich zu erreichen, muss der IMB die bloße Koordinationsrolle überwinden und zu einer wirklich globalen Gewerkschaft werden, die in der Lage ist, den sozialen und ökonomischen Herausforderungen zu begegnen, die auf den Prinzipien der Unabhängigkeit, Autonomie und Demokratie beruht, und die den Aufträgen der Entscheidungsgremien folgt.