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Starke Zunahme von Zeit- und Leiharbeit in den Branchen Textil, Bekleidung und Leder

15 September, 2011

Die ersten Befunde einer weltweiten Befragung der ITBLAV-Mitgliedsorganisationen zeigen eine starke Zunahme von Zeit- und Leiharbeit in der Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie.

In Kambodscha vermuten die ITBLAV-Mitglieder C.CAWDU und NIFTUC, dass inzwischen 41-45% aller Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie Zeit- oder Leiharbeitnehmer sind. Sie berichten zudem, dass Beschäftigte mit befristeten Arbeitsverträgen eher zu Überstunden gezwungen werden, gleichzeitig aber schlechtere Löhne und Leistungen erhalten als ihrer unbefristet beschäftigten Kolleginnen und Kollegen. Bislang waren bei den Zeitarbeitern Halbjahresverträge üblich, doch nun wurden diese auf drei Monate, einige sogar auf nur einen Monat reduziert.

In Kenia hat es sogar eine stärkere Zunahme der Nutzung von Zeit- und Leiharbeit gegeben. In den vergangenen zwölf Monaten verzeichnete die Kenianische Schuh- und Lederarbeitergewerkschaft (KSLWU) eine Zunahme von 50%. Joseph Bolo, Generalsekretär er KSLWU beschreibt die Reaktion der Gewerkschaft auf diese Zunahme: „Die Schuhbranche nutzt nun ausgelagerte Firmen, um sich mit dem Großteil der Beschäftigten zu versorgen. Wir sind dabei, solche Unternehmen zu organisieren und haben mit zwei Firmen, die etwa 600 Leute beschäftigen, Anerkennungsverträge unterschrieben.“

In Faisalabad (Pakistan) berichten zwei ITBLAV-Mitgliedsorganisationen über eine Zunahme der Leiharbeit von 37% in den letzten zwölf Monaten, und die Gewerkschaft der Textil-, Bekleidungs-, Leder- und Sicherheitsdienstarbeiter in Malawi berichtet über eine Steigerung von 20%, wobei fast alle Frauen sind.

In der Tat: Alle befragten Organisationen gaben an, dass die meisten der Leiharbeiter Frauen sind. Sie sind sich darin einig, das Leiharbeitnehmer stärker ausgebeutet werden als unbefristet Beschäftigte, etwa im Bezug auf erzwungene Mehrarbeit, Nichtzahlung des Mindestlohns oder im Bezug auf fehlende Sozialleistungen.

Die Gewerkschaften berichten zudem, dass ihre Fähigkeit zur gewerkschaftlichen Organisierung dadurch gründlich unterlaufen wird, dass die Arbeitgeber organisierte Leiharbeitnehmer entlassen oder die Verträge von Gewerkschaftsmitgliedern schlichtweg nicht erneuern. Zu diesem industrieweiten Standard der Einschüchterung und anderen Formen der Unterdrückung der Vereinigungsfreiheit kommt hinzu, dass es für die Gewerkschaften außerordentlich schwierig ist, Zeitarbeitnehmer gewerkschaftlich zu organisieren.

Derzeit sammelt die ITBLAV Daten von den Mitgliedsorganisationen in Amerika, Asien und Afrika. Die kompletten Ergebnisse werden im Frühjahr 2012 veröffentlicht.