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Kolumbianische Ölarbeiter wehren sich gegen Massenverfolgung

15 September, 2011

In der kolumbianischen Provinz Meta beschäftigen die Ölmultis über 12.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, insbesondere indem sie Aufträge an Subunternehmen vergeben. Die Beschäftigten sind Hungerlöhnen, aufreibenden Arbeitszeiten – mit bis zu 49 Arbeitstagen hintereinander ohne Pause – und anderen schlechten Arbeitsbedingungen ausgesetzt, die alle eine klare Verletzung des kolumbianischen Rechts und der internationalen Mindestnormen darstellen.

Der kolumbianische Senator Robledo hat die Ölfelder von Puerto Gaitán als den Konzentrationslagern ähnlich beschrieben, mit überfüllten Zelten, Wassermangel, Unterernährung, unhygienischen Sanitäranlagen und erniedrigender Behandlung der Menschen. Das Subunternehmen Pacific Rubiales führt eine öffentliche Desinformationskampagne durch, in der die Gewerkschafter der USO als „bewaffnete Kriminelle, die Arbeitsunterbrechungen erzwingen” dargestellt werden.

Der Kampf gegen diesen unhaltbaren Zustand begann am 19. Juli mit Massendemonstrationen und Arbeitsniederlegungen in den Anlagen von Puerto Gairán und Campo Rubiales. Den Demonstranten wurde mit brutaler Polizeigewalt begegnet. Unterstützt und vorangetrieben wurden die Proteste insbesondere von der Unión Sindical Obrera (USO), einer Mitgliedsorganisation der ICEM, die traditionell die Beschäftigten von Ecopetrol, der staatlichen kolumbianischen Ölgesellschaft, organisiert. Ecopetrol und die in der Provinz Meta ansässigen Subunternehmen erbringen Dienstleistungen für den kanadischen Konzern Pacific Rubiales sowie für CEPCOLSA, einer Tochtergesellschaft der spanischen CEPSA.

Die Explosion der Massenproteste veranlasste die kolumbianische Regierung – eine notorische Komplizin bei der Unterdrückung von Gewerkschaften – am 3. August ein tripartites Forum unter Vorsitz des Vizepräsidenten Angelino Garzón einzuberufen. Das Forum bildete neun Arbeitsgruppen, die die verschiedenen Fragestellungen 15 Tage lang beurteilen und dann zu Schlussfolgerungen für die Lösung des Konflikts kommen sollten. Wie zu erwarten war, wurde leider nicht eine einzige Empfehlung der Arbeitsgruppen umgesetzt. Stattdessen werden die Gewerkschaften erbittert verfolgt. Die Subunternehmen MR, Intricon und Medellín Electricians kündigten 70 Arbeitnehmer, die an der Mobilisierung vom 19. Juli beteiligt gewesen waren. Ein weiteres Unternehmen, Duflo SA, ordnete den Beschäftigten unter Androhung der Kündigung an, aus der Gewerkschaft auszutreten.

Auf die Nichtanwendung der Empfehlungen reagierten die Menschen in Puerto Gaitán mit Protest. Am 19. August wurden alle in die Gemeinde führenden Hauptstraßen blockiert. Die Unzufriedenheit der Gemeinde wurde noch verstärkt, als die Ölkonzerne begannen, neues Personal einzustellen, ohne dabei die örtliche Bevölkerung zu berücksichtigen.

Der Sozialminister behauptet, der Region 162 Besuche abgestattet zu haben, aber er hat sich nie mit der USO oder den outgesourcten Arbeitern getroffen, und nur mit den hochrangigen Unternehmensvertretern kam er ein paar Mal zusammen. Als deutliches Zeichen ihrer Loyalität wird die Regierung unter Präsident Santos ab September ein Militärbataillon in der Gemeinde stationieren, dessen Militärfahrzeuge dann von den vor Ort ansässigen Multis betankt werden.

Im Jahr 2010 verzeichnete Pacific Rubiales einen Gewinn von 218 Millionen US-Dollar.

Während des Arbeitskampfes traten 4.000 Arbeitnehmer aus der Provinz Meta der USO bei. Im vergangenen Jahr haben sich in ganz Kolumbien über 16.000 Leiharbeiter der USO angeschlossen.