4 May, 2022Am 4. Mai 2022 wandten sich die IndustriALL Global Union, die Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) und die Europäische Föderation der Bau- und Holzarbeiter (EFBH), die mehr als 62 Millionen Arbeitnehmer in unterschiedlichen Branchen vertreten, darunter auch Arbeitnehmer bei Holcim, mit einer dringenden Bitte an die Holcim-Aktionäre.
Gegenüber seinen Beschäftigten, die für das Vermögen des Unternehmens sorgen, hat Holcim das Ziel von „Zero Harm“ (null Verletzungen oder Todesfälle) ausgegeben, aber die Realität zeichnet ein ganz anderes Bild. Anlässlich der Hauptversammlung eines der weltweit größten Zementproduzenten rufen die Gewerkschaften Holcim dazu auf, Verantwortung für seine Beschäftigten zu übernehmen, unabhängig von deren Beschäftigungsstatus, und die Global Unions als berechtigte Partner anzuerkennen.
„Es kann den Aktionären von Holcim nicht gleichgültig sein, wie ihr Geld investiert wird. Das Unternehmen behauptet, in seinen Geschäftstätigkeiten integer zu sein, aber unsere Mitglieder erzählen eine ganz andere Geschichte. Bei unserem Weltgewerkschaftsrat von Holcim, einem Forum für die Arbeitnehmervertreter aus der ganzen Welt, wurde Holcim jüngst dringend aufgefordert, sich einem wahrhaften sozialen Dialog mit der BHI und IndustriALL zu öffnen”,
so die stellvertretende Generalsekretärin von IndustriALL, Christine Olivier.
„Wir vertreten diejenigen, die für den Wohlstand von Holcim sorgen; wir fordern die Anerkennung der Global Unions als legitime Partner, die vollumfassende Achtung der grundlegenden Arbeitnehmerrechte, einschließlich der Gesundheit und Sicherheit, und die Erstellung von unmissverständlichen Regeln für die Konfliktlösung sowie die Zusage des CEOs zu einem internationalen Rahmenabkommen.“
Holcim nutzt zunehmend die Dienste von Subunternehmen, wodurch das angestrebte Zero-Harm-Ziel des Konzerns untergraben wird. Arbeitnehmer in den Zementwerken von Holcim sind kontinuierlich mit gefährlichen Arbeitsbedingungen, unverhältnismäßig vielen Überstunden, fehlender Schutzausrüstung und unbezahlten Abwesenheitstagen konfrontiert.
Nach wie vor sind die Beschäftigten bei der Arbeit nicht sicher und es gibt Todesfälle, wobei die meisten der Opfer für Subunternehmen oder Dritte gearbeitet haben. In Asien haben über 80 Prozent der Arbeitnehmer nach wie vor keine unbefristeten Verträge, trotz der Tatsache, dass Holcims Produktionskapazitäten weiter steigen. Holcim hat die Anzahl der direkten Beschäftigten von 135.000 auf weniger als 68.000 gekürzt.
In Davao auf den Philippinen sind durch die unfaire Entlassung von 141 Personen die Arbeitnehmerrechte verletzt worden. Holcim muss seinen Sorgfaltspflichten (Due Diligence) nachkommen, um die Einhaltung der internationalen Kernarbeitsnormen zu gewährleisten.
Es gibt weiterhin Verstöße gegen den Arbeitsschutz bei Holcim. Seit dem Zusammenschluss 2015 sind über 200 Arbeitnehmer zu Tode gekommen. Im Januar dieses Jahres sind bei einem Brand bei Hima Cement, einer Holcim-Tochterfirma in Uganda, drei Beschäftigte gestorben und acht schwer verletzt worden. Das Feuer brach bei Montagearbeiten an einem Dieselöltank aus.
„Die schwerwiegenden Vorfälle bei Holcim und seinen Tochterwerken und Subunternehmern sind nicht hinnehmbar. Holcim muss die derzeit inaktiven gemeinsamen Arbeitsschutzausschüsse erneut einrichten oder wieder ins Leben rufen und Maßnahmen zur Verbesserung der schwachen Systeme der Aufsicht und Inspektionen sowie der mangelhaften persönlichen Schutzausrüstungen ergreifen”,
sagte BHI-Generalsekretär Ambet Yuson.
„Wir haben Holcim bereits mehrfach aufgefordert, mit den Gewerkschaften ins Gespräch zu kommen, denn wahrhaft sichere Arbeitsstätten können nur unter Beteiligung der Arbeitnehmer erreicht werden. Es ist keine weitere Verzögerung hinnehmbar; der Arbeitsschutz muss als ein grundlegendes Recht der Arbeitnehmer anerkannt werden.“
Die Global Unions bestehen auf einem echten sozialen Dialog auf allen Ebenen. In den letzten Jahren hat Holcim
signifikante Veräußerungen im globalen Süden getätigt, oftmals ohne die Arbeitnehmervertreter vorher zu informieren, und so die Arbeitnehmerrechte in Ländern wie Malaysia, Indonesien, Singapur und Sambia missachtet und einmal mehr die Gewinne über das Leben der Beschäftigten gestellt.
„Es sind die bei Holcim direkt Beschäftigten und Tausende Arbeitnehmer bei Fremdfirmen, die für den Profit und die zukünftige Entwicklung von Holcim sorgen – sie verdienen es, respektiert und in den Transformationsprozess eingebunden zu werden”,
sagte Tom Deleu, der Generalsekretär der EFBH.
„Die Ergebnisse liegen vor und der Vorstand schlägt eine zehnprozentige Dividendenerhöhung vor, über die in der heutigen Hauptversammlung entschieden wird. Für diese Erhöhung bezahlen die Arbeitnehmer und ihre Familien, die den größten Beitrag bei Holcim leisten.